1843 Gründung des Männergesangvereins Braubach
Im Jahre 1843 wurde eine freie Schulstelle an der hiesigen Volksschule durch den aus Bad Ems stammenden Knabenlehrer Karl Heinrich Sauer besetzt. Sauer muß eine überschwengliche Liebe zum deutschen Lied besessen haben. Schon bald nach Übernahme seines neuen Amtes in Braubach setzte er einen Aufruf an die Bevölkerung in Umlauf, der zur Gründung eines Chores aufforderte. Dieses Dokument stellt mehr als einen einfachen Rundbrief dar, es ist vielmehr ein Bekenntnis des Verfassers zur Pflege eines edlen deutschen Kulturgutes.157 Einwohner unterschrieben den Aufruf des Knabenlehrers Sauer und gründeten noch im Jahre 1843 einen Gesangverein, dem Sauer nicht nur als künstlerischer, sondern auch als organisatorischer Leiter vorstand.
Gründungsaufruf, Gründungsprotokoll mit 157 Unterschriften und die von Knabenlehrer Sauer verfaßten Statuten sind noch im Original vorhanden. Sie befinden sich im Besitz des Vereins. Diese Statuten könnten - einige Redewendungen in die heute gebräuchliche Sprache übertragen - noch immer richtunggebend für die Arbeit eines Männerchores sein. In 21 Artikeln faßte Sauer seine Vorstellungen zusammen, indem er die Ideale des Chorsingens mit den Zweckmäßigkeiten einer festen Vereinsform in geschickter Weise verband.
Der Aufruf, ein wichtiges Dokument von überragender historischer Bedeutung, wurde vom Knabenlehrer Karl Heinrich Sauer am 15. November 1843 unterzeichnet.
Karl Heinrich Sauer schreibt zum Ergebnis seines Aufrufs:
"Wie groß war mein Erstaunen, da mir der Aufruf mit 157 Unterschriften, nämlich 89 weiblichen und 68 männlichen Geschlechts, zu Gesichte kam! Da das Schullokal nicht alle Gesangsfreunde fasste, wurden 2 Gesangchöre, ein Männerchor und ein gemischter gegründet. Der Männerchor, wovon hier nur die Rede sein soll, zählt 30 Mitglieder."
Braubach zählte zur Zeit der Gründung des Männergesangvereins etwa 1500 Einwohner. Jene, die dem Rufe des Veriensgründer folgten, erbrachten große Leistungen. Im Schulsaal wurde geprobt, die von Karl Heinrich Sauer geschriebenen Noten mußten von Woche zu Woche von mehreren Mitgliedern in mühsamer Arbeit abgeschrieben werden, damit die Grundlage für eine ordentliche Chorarbeit geschaffen werden konnte.
Die Liebe zum Lied und zum Chorgesang war größer als alle Schwierigkeiten. Schon bald nach der Veriensgründung läßt sich ein reges Leben aus den Protokollbüchern des Chores entnehmen.
1845 Gesangfest zum Geburtstag des Landesherrn, Herzog Adolph von Nassau
Zu Ehren des Geburtstages von Herzog Adolph von Nassau veranstaltete der Männergesangverein ein Gesangsfest. Ein Festzug zog unter dem Aufspiel der Musik zur Martinskirche und zum Festlokal. Der Saal war mit grünem Laubwerk und dem Bildnis des Herzogs geschmückt.
1846 Fahrt zum Deutsch-Flämischen Sängerbundes-Fest in Köln
Bereits 1846 fuhr Karl Heinrich Sauer mit einer stattlichen Sängerzahl am 14. und 15. Juli zum Deutsch-Flämischen Sängerbundes-Fest nach Köln, wo damals Felix Mendelssohn-Barthlody dirigierte.
Erinnern wir uns, erst 1862 hielt die rechtsrheinische Eisenbahn in Braubach ihren Einzug.
1864
Die Amtszeit vom Gründer des Männergesangvereins, Karl Heinrich Sauer, ist zu Ende. Sein Nachfolger als Vorsitzender und Chorleiter wird Lehrer H. Schmidt.
1876
Der bisherige Vorsitzende und Chorleiter Lehrer H. Schmidt wird Bürgermeister der Stadt Braubach. Ab diesem Jahr teilen sich die Ämter des Chorleiter und des Vorsitzenden. Es ist jedoch zu erwähnen, dass die Stabführung zumeist in Händen von hier ansässigen Lehrern lag.
1891
Die Vereinsgeschichte berichtet von großen Schwierigkeiten. 1891 konnte man keinen geeigneten Dirigenten finden. Man beschloß - in weiser Voraussicht -, den Verein nicht aufzulösen. Schließlich verknüfte man ihn mit einem Lotterieverein und erwarb Lotterielose. Wer wollte, konnte sich daran beteilligen. 5% des erhofften Gewinns sollten in die Vereinskasse fließen. So kaufte man 1/4 Los der Preußischen Klassenlotterie. Glücklicherweise konnte das Tief im Vereinsleben überwunden werden.
1892
Seit seiner Gründung veranstaltete der MGV 1843 neben Gesangsdarbietungen und Konzerten auch Feste und Bälle, so am 21.02.1892 einen Maskenball. Vier Tanzordner sorgten für einen geregelten Ablauf.
1895
Bereits 1895 plante man zum 25. Oktober einen Winzerball, einen Vorläufer des Braubacher Winzerfestes, das seit 1925 gefeiert wird.
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Diese Cronik wurde in der Festzeitschrift zu "150 Jahre MGV Braubach 1843 e.V." von Dr. Wilhelm Avenarius und Franz Rudolf Stein unter Verwendung von Ernst Hinterwäller und Dr. Hellmuth Gensicke erstellt und von Dieter Gramsch in der jetzigen Ausführung niedergeschrieben.