Unterwegs zu Freunden
Im Herbst 2018 waren die Sänger des MGV “Eintracht” 1849 Trillfingen als mit großer Freude empfangene Gäste beim 175-Jahre-Jubiläum des MGV Braubach 1843, das sie mit schönen Liedvorträgen mitgestalteten. Mitte Oktober 2019 nun, im vierundsechzigsten Jahre der stets lebendigen Freundschaft zwischen beiden Chören, war es für die Sänger der Chorgemeinschaft Braubach 1843/83 eine Ehre, zum Gelingen des 170-Jahre-Jubiläums der Trillfinger beizutragen. So wuchs der traditionellen Sängerfahrt in diesem Jahr mit dem Ziel Trillfingen eine besondere Bedeutung zu. Und kurz gesagt,- es wurden drei harmonisch-kurzweilige Tage!
„Fahrtenonkel“ Rainer Heidrich hatte – wie immer – alles bestens vorbereitet, sogar das Reisewetter schlug sich nach kurzem anfänglichem Zaudern auf seine Seite. Das mittlerweile traditionelle gemeinsame Frühstück im „Rosenacker“ vor Fahrtantritt wirkte wie ein Stimmungsbeschleuniger, und nach dem obligatorischen „Am kühlenden Morgen, wenn alles noch ruht….“ startete die 31-köpfige muntere Schar aus 16 Aktiven sowie Partnerinnen und Freunden in den Tag. Kai, sein Ruckesbus und die gut gefüllte Kühlbox sorgten für einwandfreien Transport. Bei einem Zwischenhalt stärkte man sich in einer Brauereigaststätte in Freudenstadt, und nach den letzten Kilometern erreichten die Reisenden ihr Hotel in Empfingen; der Bus brachte sodann die „Privatschläfer“ weiter ins nahe gelegene Trillfingen zu ihren Freunden.
Das Zusammentreffen aller bei dem frühabendlichen Sektempfang mit kulinarischen Köstlichkeiten in der Trillfinger Mehrzweckhalle war ausgesprochen herzlich und fröhlich. Die beiden Vorsitzenden der Trillfinger, Günter Stehle und Wolfgang Rapp, brachten in warmherzigen Worten ihre echte Freude über die Anwesenheit der Braubacher Sangesfreunde zum Ausdruck. Und da spürte man es wieder,- dieses Gefühl besonderer Verbundenheit, in ungezählten Begegnungen hier wie dort auch zuvor erlebt!
Der herzliche Austausch zwischen Trillfingern und Braubachern mündete an diesem Abend in der Teilnahme an einer Comedy-Veranstaltung, dargeboten vom „bekanntesten und schlagfertigsten Damentrio in der Region“, genannt „Die Drei vom Dohlagässle“. In dem neuen Programm „Glück isch a Glücksach“ philosophierten „Hildegard, Josefe und Emma“ scherzend, lachend, jodelnd, singend, tanzend, säuselnd über verschiedenste Möglichkeiten, nicht nur Glück zu haben, sondern auch glücklich zu sein. Dass bei manchen in breitestem Schwäbisch herausgehauenen Pointen die Braubacher sprachlich ins Hintertreffen gerieten,- was soll’s! Jedenfalls war es umwerfend komisch, schlichtweg köstlich! Die Bedenken der Veranstalter, die Halle nicht voll zu kriegen, waren schnell zerstreut,- es mussten noch zusätzliche Stühle aufgestellt werden. Überhaupt,- es zeigte sich wieder einmal, dass die Trillfinger Freunde perfekt organisieren können. Ein gemütliches, feucht-fröhliches Zusammensein beschloss den Tag.
Der folgende Tag war zunächst einem ersten Höhepunkt gewidmet, dem Besuch der Burg Hohenzollern bei Hechingen. Es war beeindruckend, diese große, nach dem Verfall der beiden Vorgängerbauten zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Berggipfel mit unendlich weitreichender Rundumsicht errichtete dritte Burg zu besichtigen. Ob der Rundgang über die Bastionen mit den Standbildern der preußischen Könige, das Schlendern durch die prunkvollen Räumlichkeiten oder der Aufenthalt im belebten Schlosshof,- unendlich vieles zog die Aufmerksamkeit auf sich. Vor allem auch, weil dort just an diesem Tag der traditionelle „Goldene Herbst“ gefeiert wurde mit tollen Angeboten für Auge, Ohr und Gaumen! Musik und Gesang aus dem Schwabenland, Volkstanz, Stände mit schwäbischen Leckereien, herbstliche Dekorationen und Unterhaltung vielfältiger Art erfreuten die zahlreichen Besucher, und das bei bestem Wetter. Die Braubacher stärkten sich mit Speis und Trank, bevor per Shuttle der am Fuß der Burg wartende Bus erreicht wurde, der alle wieder zum Hotel bzw. nach Trillfingen zurück brachte.
Nach einer erholsamen Pause lockte der zweite Höhepunkt des Tages, das abendliche Jubiläumskonzert in der Festhalle. Von der Bühne prangte die riesige, aus 114 verschraubten Holzleisten unterschiedlicher Länge gebildete Geburtstagszahl 170, eine imposante Dekoration! Der MGV „Eintracht“ 1849 Trillfingen, seit kurzem in „Sängerfreundschaft“ mit den verbliebenen Sängern des MGV Starzach 1993 auftretend, hatte bei ihrem Jubiläumskonzert fünf Gesangsgruppen zu Gast, neben der Braubacher Chorgemeinschaft 1843/83 noch den Jugendchor Enzingen, den Gesangverein Roßwangen 1922, den Sängerbund Haigerloch 1879 sowie den MGV Owingen 1843.
Die Gastgeber eröffneten in der vollbesetzten Festhalle das Programm unter der Leitung ihrer Dirigentin Gabi Richter vielversprechend mit L. Maierhofers „Gewiss, heut sind die Schönsten nur gekommen“ vor der offiziellen Begrüßung durch die Vereinsvorsitzenden. Es folgte eine bunte Mischung von weiteren 30 schönen Titeln aus verschiedenen Epochen bis hin zu modernen Ohrwürmern. Das war Chorgesang vom Feinsten, a capella und mit Klavierbegleitung. Und die Braubacher Sänger zogen, obwohl nicht über die volle Besetzung verfügend, mit der von Chorleiter Jürgen Salzig getroffenen Liedauswahl das Publikum auf ihre Seite und ernteten reichen Beifall.
In das Konzert eingebettet waren Ehrungen, die der Präsident des Chorverbandes Zollernalb, Michael Ashcroft, vornahm. Mit seiner für ihn typischen furiosen, humorgewürzten Ansprache begeisterte er das Publikum und zeigte sich seinerseits begeistert von den Darbietungen des Abends. Mit einer besonderen, sozusagen „kollegialen“ Ehrung überraschte er den leicht verdutzten Jürgen Salzig als den Vorsitzenden des Sängerkreises Rhein-Lahn. Herbert Freisberg, Vorsitzender des MGV Braubach 1843, gratulierte den Trillfinger Freunden herzlich zum Jubiläum und wünschte der nun schon 64 Jahre währenden Freundschaft weiter lebendiges Bestehen. Als Ehrengabe zum Jubiläum überreichte er einen Chor-Notensatz von Oliver Gies mit dem – nomen est omen – Titel „Nette Begegnung“.
Eine Überraschung des Abends war, dass die Trillfinger Chorleiterin Gabi Richter, zwar unvorbereitet, dafür aber mit Bravour den nicht erschienenen Dirigenten des Sängerbundes Haigerloch 1879 ersetzen musste. Den Abschluss der zweiten Konzerthälfte durfte die Chorgemeinschaft Braubach gestalten, endend mit dem schmissig vorgetragenen „Frohen Sängermarsch“ von Jakob Christ. Ein würdiges, gelungenes Jubiläumskonzert war zu Ende,- doch nein, nicht so ganz,- Jürgen Salzig konnte zur Freude Aller die vereinigten Männerkehlen zu gemeinsamem Singen animieren. „Im Morgenrot“ und „Aus der Traube in die Tonne“, das waren gewaltige Gesänge, die den Zollernalb-Präsidenten Michael Ashcroft lautstark applaudieren ließen. Lange noch saß man nach dem Konzert bei Knabberzeug und guten Tröpfchen in geselliger Runde beisammen.
Beim gemütlichen Frühschoppen am nächsten Morgen im Empfinger Hotel, zu dem sich auch Trillfinger Freunde einfanden, ließ man die Ereignisse im Trillfing-Feeling noch einmal Revue passieren. Das gemeinsame Mittagessen setzte den sehr schmackhaften Schlusspunkt. Nach viel Abschiedswinken übernahmen Kai, sein Ruckesbus und eine frisch gefüllte Kühlbox die Aufgabe, alle 31 Reisenden wieder nach Hause zu bringen, wenn auch nicht ganz staufrei, wie sich herausstellte. Am frühen Abend war die Heimat erreicht und eine schöne Sängerreise zu Ende.
Was gibt es noch? Ach, ja,- im nächsten Jahr lebt die Freundschaft zwischen Trillfingen und Braubach satte 65 Jahre und wird keineswegs in Rente gehen!
gj